Ernststraße
Die Ernststraße besteht historisch aus vier verschiedenen Teilen:
1.) Der Teil von der Berliner Straße in Tegel bis kurz vor dem Eisenbahngelände hieß früher "Gaswerkstraße" und gehörte niemals zu Borsigwalde, sondern immer zu Tegel. Diese kurze Straße war nach dem Gaswerk der Gemeinde Tegel benannt, das von 1896 bis um 1920 auf den heutigen Grundstücken Ernststraße 5 - 7 bestand.
2.) Der östliche anschließende Teil der Ernststraße mit den Grundstücken 9 - 47 (ungerade Nummern) und 12 - 52 (gerade Nummern) bis zur Conradstraße gehörte zum Planungsbereich der Borsigwalder Terrain-Aktiengesellschaft und wurde von dieser unmittelbar nach 1900 als Verbindungsstraße von der Arbeiterkolonie Borsigwalde nach der Nachbargemeinde Tegel angelegt. Die Straße, an der bis 1912 keine Häuser standen, hieß zunächst "Hempelstraße"; unter diesem Namen wurde sie schon um 1906 erwähnt. Luis Hempel war seit 1898 einer der drei Geschäftsführer der Tarraingesellschaft Tegel m.b.H. und seit 1899 einer der beiden Geschäftsführer des Nachfolge-Unternehmens Borsigwalder Terrain-Aktiengesellschaft. Er führte die Bezeichnung "Direktor".
Bereits im Adreßbuch von 1913 erscheint jedoch der Name "Neue Ernststraße" benannt nach der jenseits der Conradstraße verlaufenden Anschlußstraße. Möglicherweise beruht der Wegfall des Namens "Hempelstraße" darauf, das nach Hempels Tod um 1911 über sein Vermögen der Nachlaßkonkurs angeordnet werden mußte und man nach einem in Konkurs gegangenen Direktor keine Straße mehr benannt haben wollte.
Im Jahre 1931 wurden die Neue Ernststraße und die Ernststraße gemeinsam mit der Tegler Gaswerkstraße einheitlich zur "Ernststraße" zusammengefaßt und durchgehende neue Hausnummern im Sprungnummernsystem eingeführt.
Dennoch entstand kein durchgehender Straßenzug als Zufahrtsstraße, weil in den 1920er Jahren der durch Schrankengesicherte Überweg über die Gleise der Kremmener Bahn aufgehoben und lediglich durch eine Fußgängerbrücke ersetzt worden war.
3.) Der Teil der Ernststraße zwischen Conradstraße und Klinnerweg ist die ursprüngliche "Ernststraße", die bereits 1899 auf dem ersten Bebauungsplan der Terraingesellschaft als "Straße 15" projektiert und im folgenden Jahr als hauptgeschäftsstraße der Arbeiterkolonie angelegt wurde.
Kurz darauf erhielt sie ihre jetzige Benennung nach Ernst Borsig, dem Mitinhaber und technischen Leiter des Unternehmens A. Borsig (seit 1909 geadelt), der von 13.09.1869 bis zum 06.01.1933 lebte und seine Villa auf Reiherwerder im Tegeler See hatte.
4.) Der Teil zwischen Klinnerweg und Miraustraße ist eine Verlängerung der Ernststraße, die erst projektiert wurde, nachdem die Terraingesellschaft in den Jahren 1899 - 1900 das hiesige Gelände zusätzlich erworben hatte. Im ursprünglichen Bebauungsplan der Gesellschaft von 1899 war eine nördlich ungefähr paralell zur heutigen Ernststraße verlaufende "Straße 14" entlang dem hier früher fließenden Kesselpfuhlgraben vorgesehen gewesen, die dann zugunsten der Verlängerung der Ernststraße fallengelassen wurde.
Der neue teil der Ernststraße zwischen Klinnerweg und Miraustraße, dessen Fahrbahn deutlich schmaler ist als die der älteren Ernststraße zwischen Conradstraße und Klinnerweg, wurde erst in den 1930er Jahren beim Bau der beiderseits gelegenen Wohnhäuser angelegt.
Der Teil der Ernststraße zwischen Tietz- und Miraustraße hieß nach Kriegsende 1945 einige jahre "Otto-Schulz-Straße" nach einem im Zuchthaus Brandenburg hingerichteten Nazigegner, von dessen Frau berichtet wird, daß sie um 1948 als kommunistische Lehrerin von Borsigwalde nach Ost-Berlin umgezogen sei.
5.) Ein früher geplantes fünftes Stück der Ernststraße ist niemals angelegt worden. Bereits vor 1908 war vorgesehen, die Ernststraße über die heutige Miraustraße hinaus bis zur Triftstraße zu verlängern, um einen unmittelbaren Zufahrtsweg nach Wittenau zu erhalten. Die Trasse zwischen Miraustraße und dem Nordgraben war hierfür als breiter sandiger Weg freigehalten worden und ist älteren Einwohnern noch als "Verlängerte Ernststraße" bekannt. Mitte der 1970er Jahre wurde die Trasse der gesamten Länge nach aufgeteilt: auf dem nordwestlich gelegenen Streifen entstand eine Reihe von Kleingartenparzellen der Kolonie "Früh - Auf", die mit kleinen Sommerlauben bebaut wurden; auf dem südöstlichen Streifen wurde ein asphaltierter "Promenadenweg" als Fußweg zwischen Miraustraße und Am Nordgraben angelegt. Quelle: Borsigwalde- einst und jetzt - Wohnen und Industrie - von Klaus Schlickeiser
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Schubartstraße
Die Schubartstraße wurde als einer der drei ersten Straßen der Arbeiterkolonie Borsigwalde im jahre 1899 unter der Bezeichnung "Straße 3" angelegt und erhielt bereits 1901 ihren jetzigen Namen nach einem der Direktoren des nahen Borsig-Werkes. Die ursprünglichen Hausnummern wurden 1940 nach dem Sprungnummernsystem neu vergeben.
Auch die Verlängerung der Straße von der Holzhauser bis zur Miraustraße wurde nach 1900 vorübergehend "Schubartstraße" genannt, bis dieser Teil 1907 die Benennung "Breitenbachstraße" erhielt.
Ein Borsigwalder erzählt:
"Ich erinnere mich noch, als die Schubartstraße gepflastert wurde. Das war 1912 - 1913.
Damals wurden auf der noch unbefestigten Fahrbahn zwei Lagen Granitsteine übereinander gesetzt,
um auf dem sandigen Boden einen festen und dauerhaften Straßenbelag zu schaffen." Quelle: Borsigwalde- einst und jetzt - Wohnen und Industrie - von Klaus Schlickeiser
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Holzhauser Straße
Die Holzhauser Straße hieß bis 1937 Spandauer Straße. Ihr Vorläufer war der seit dem Mittelalter ungefähr auf derselben Trasse verlaufende Fahrweg von Spandau über Dalldorf/Wittenau nach Bernau.
Als im Jahre 1899 Borsigwalde gegründet wurde, wurde der bisherige Spandauer Weg begradigtund als "Spandauer Straße" angelegt. Diese Straße ging vom heutigen Eichborndamm (damals Charlottenburger Straße) bis zur Seidelstraße.
Die Spandauer Straße wurde gemaß einem Beschluß der Gemeindevertretung Wittenau vom 15. März 1906 vom heutigen Eichborndamm bis zum Klinner Weg gepflstert, wofür die Gemeinde im selben Jahr ein Darlehen über 200.485,22 Mark aufnahm und eine Beihilfe des Kreises Niederbarnim in Höhe von 14.500,00 Mark erhielt;
1912 und 1913 wurden weitere Darlehen zur Pflasterung vom Klinner Weg bis zur Seidelstraße aufgenommen.
1937 wurde der Straßenzug nach Holzhausen, einem Ort in der brandenburgischen Landschaft Ostprignitz, benannt.
Zugleich gab man dem nördlich der Wittenauer Dorfaue gelegenen Teil der bisherigen Rosenthaler Straße bis zur Oranienburger Straße ebenfalls den Namen "Holzhauser Straße", so daß sich ein einheitlicher Straßenzug dieses Namens von der Seidelstraße bis zur Oranienburger Straße ergab.
1956 wurde der nördliche Teil der Holzhauser Straße zwischen dem Rathausvorplatz und der Oranienburger Straße in "Eichborndamm" umbenannt. Als die neue Straße "Am Nordgraben" gebaut wurde, wurde das Stück der Holzhauser Straße zwischen dem Nordgraben und dem Rathausvorplatz abgetrennt und zum 1.12.1976 in "Am Rathauspark" umbenannt. Im Frühjahr 1977 wurde die inzwischen stillgelegte Brücke der ehemaligen Holzhauser Straße über den Nordgraben abgreissen. Quelle: Borsigwalde- einst und jetzt - Wohnen und Industrie - von Klaus Schlickeiser
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Klinner Weg
Der Klinnerweg, früher "Straße 5", wurde im Jahre 1936 nach Georg Klinner benannt,
der von 1907 bis 1911 Gemeindebaumeister in Wittenau war und 1958 fast 85jährig in Hagen/Westfalen verstarb.
Nach 1945 hieß die Straße einige Jahre "Beckerweg" nach der Familie Becker,
die von den Nationalsozialisten im Zusammenhang mit der gegen Beuthke verhängten "Sippenhaft" getötet worden war.
In der kleine Grünanlage zwischen den Häuserblöcken stand auf einem noch jetzt erkennbaren kleinen,
durch niedrige Mauern abgegrenzten Platz unmittelbar am Klinnerweg einst eine Ziegenbockfigur,
die den 2. Weltkrieg nicht überstanden hat. Quelle: Borsigwalde- einst und jetzt - Wohnen und Industrie - von Klaus Schlickeiser
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Räuschstraße
Die Räuschstraße wurde von der Terraingesellschaft Tegel m.b.H. im Jahre 1899 als "Straße 2" der neuen Arbeiterkolonie Borsigwalde angelegt
und in jenem sowie im folgenden Jahre in dem Bereich zwischen Holzhauser und Ernststraße beiderseitig mit dreigeschossigen Miethäusern bebaut.
Die Bebauung ist im wesentlichen erhalten geblieben und vermittelt mit ihrenm altertümlichen Aussehen noch heute das geschlossene Bild einer Arbeitersiedlung aus der Zeit der Jahrhundertwende 1900,
wie es in Berlin an anderer Stelle nicht zu finden ist.
Die Straße wurde nach Johannes Räusch, dem Direktor der Borsigschen Zentralverwaltung im Hause Chausseestraße 6 (später 13) benannt, der bis 1920 lebte.
In der Räuschstraße ist das ursprüngliche Hausnummernsystem bis heute erhalten geblieben. Quelle: Borsigwalde- einst und jetzt - Wohnen und Industrie - von Klaus Schlickeiser
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Conradstraße
Die Conradstraße gehört zu den ersten drei Straßen, die im Jahre 1899 von der Borsigwalder-Terraingesellschaft angelegt wurden, und erhielt auf dem Straßen-und-Parzellierungsplan die Bezeichnung "Straße 1". Bereits wenige Jahre später wurde sie nach Conrad Borsig (seit 1909: von Borsig) benannt, der vom 23.04.1873 bis zum 13.02.1945 lebte und seit 1894 der kaufmännische Leiter des Unternehmens A. Borsig war.
Bis Mitte der 1930er Jahre endete die Conradstraße am Borsigwalder Weg, erst mit dem Bau (1936-1937) der Wohnhäuser zwischen Borsigwalder Weg und Altenhofer Weg wurde die Conradstraße bis zum Altenhofer Weg verlängert. Am Trepliner Weg endet die Conradstraße. Hier war einst auch die Grenze zwischen Dalldorf/Wittenau und Tegel. Jedoch ist nach dem 2. Weltkrieg auch das ehemalige Tegler Gelände (Zikowstraße zwischen Trepliner Weg und Trettachzeile) vom Ortsteil Tegel auf den Ortsteil Wittenau/Borsigwalde übertragen worden, so daß heute auch der südliche Stück der Zikowstraße zu Wittenau/Borsigwalde gehört. Quelle: Borsigwalde- einst und jetzt - Wohnen und Industrie - von Klaus Schlickeiser
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